
GET WELL SOON
Während der Pandemie habe er versucht, Musik zu schreiben, „die einen nicht runterzieht und die nicht doof ist“, sagte Konstantin Gropper neulich dem Rolling Stone. „In diesen Zeiten muss man Optimist werden, sonst geht man zugrunde.“ So wurde „Amen“, die neue Platte des 39-jährigen Sängers, Komponisten und Produzenten aus Baden-Württemberg, der bisher nicht unbedingt durch sein sonniges Gemüt aufgefallen wäre, sein optimistischstes Album. „Nach all den Jahren, in denen ich die großen Schwarzmaler bewundert habe“, Leute wie Thomas Bernhard und Kurt Cobain, „musste ich feststellen, dass ich nicht anders kann, als an ein Happy End zu glauben.“
Rolling Stone-Autorin Ina Simone Mautz nannte „Amen“ ein „Opus fürs Volk. Zum Niederknien.“ Eine virtuelle Assistentin führe auf dem Album durch die zwölf Songs, sei als distanzierte Instanz ein Kontrast zu den Emotionen des Albums, seinen himmelhohen Melodien und grandios gewobenen, filmischen Arrangements.
Groppers Sound der orchestralen Opulenz und der großen Gefühle ist wohl in seiner Biografie angelegt. Als Kind lernte der Sohn eines Musiklehrers das Cellospiel, als Jugendlicher war er in einer Punkband. Die Klassik-Tradition, das Komponisten-Handwerk auf der einen Seite, der Ethos und die Emotionalität des Punk auf der anderen, das ist eine noch immer gültige Formel der Musik, die er seit 2008 als Get Well Soon veröffentlicht. Sein besonderer Sound machte ihn zu einem der wenigen deutschen Künstler, die auch international rezipiert werden. Mittlerweile hat sich Gropper als Komponist für Film- und Fernsehen profiliert, bei seiner Ästhetik nur folgerichtig.
So reich und sorgfältig produziert seine Alben auch sind: Auf der Bühne funktionieren diese theatralischen Stücke besonders gut. Eine große Freude, dass er wieder beim Rolling Stone Beach auftritt – zumal mit einem so starken Album wie „Amen“. Denkt man drüber nach, gab der Optimismus bei ihm doch schon immer den Ton an. Was wäre optimistischer als der gute Wunsch „Get well soon“?