
DRANGSAL
„Wenn ich zurückdenke, egal an was, dann denke ich in erster Linie an Musik. Ich denke an sie als den Arm, der mich und den ich fest im Griff halte, der mich durch das Dasein schleift. Ich war und ich bleibe nichts weiter als ein Baby, die Songs sind meine Wiege.“ Schreibt Drangsal in „Doch“, seinem dieses Jahr erschienenen literarischem Debüt.
Das Buch bestätigt, was seine drei Alben längst zeigten. Drangsal ist eine Persönlichkeit, ein Charakter, eine Stimmung. Aber auch: ein Unterhalter, dessen größtes Verbrechen das Langweilen wäre – und das zweitgrößte das Ausschließen. Er lädt alle ein, ihn auf seiner Wellenlänge zu treffen; seine Songs sind nichts als eingängige Melodien, Gitarrenfiguren, „Whoa“-Gesänge, Synth-Klänge. Seit „Harieschaim“ (2016) gehört sein düster glänzender Pop zur mitreißendsten Musik, die in diesem Land produziert wird. Mit seinem Debüt war Drangsal schon einmal auf dem Rolling Stone Beach, jetzt kehrt er zurück als erfahrener Live-Musiker.
Das Unheimliche, Abseitige, Abgründige, das seine Songs färbt wie der Schatten einer dunklen Wolke, findet man eigentlich nur noch in seinen Texten, die einen Kontrast zur fröhlichen Musik bilden. Auf „Urlaub von mir“, der Single vom aktuellen Album „Exit Strategy“ (2021), singt er im unbeschwert klingenden Refrain: „Mein Kopf hängt in den Wolken, doch es regnet in Strömen./ Scheint als würde ich mich niemals an mich selber gewöhnen.“ Und später: „Scheint als würde ich mich niemals mit mir selber versöhnen.“ Wie traurig, wie wahr.